BLICKWECHSEL

Familie lässt sich schlecht erklären. Man wird in sie hineingeboren, sie ist das erste, was man kennt. In ihr findet man (idealerweise) die Sicherheit und den Freiraum, zu wachsen und man selbst zu werden. Familie kann man sich weder aussuchen, noch kann man sich ihr entziehen. Sie steckt tief in einem drin, manchmal mehr als einem lieb ist. In Gesellschaft der Familie fühlt man sich an seine Anfänge erinnert, an das unbeschwerte Leben als Kind, aber auch an Konflikte und Unverständnis. All diese Erinnerungen und Gefühle sind gespeichert, manche greifbar, manche vergraben, aber immer präsent im Umgang miteinander. Egal, wie man zu ihr steht, eines ist klar: an der Familie arbeitet man sich ab. Die Familie ist das Maß, mit dem man sich selber misst. Alles tut man im Einverständnis mit oder in Opposition zu den Eltern, oder im Vergleich mit den Geschwistern.Wie man sich selbst wahrnimmt, hängt auch immer davon ab, wie man die Mitglieder seiner Familie sieht. Entscheidend ist, mit welchem Blick man sie betrachtet (liebevoll, distanziert, nachsichtig, abschätzig ...), denn die Art des Blickes ist ausschlaggebend dafür, was man sieht, und was nicht.

Seit nunmehr 5 Jahren fotografiere ich meine Eltern, meine Tochter und mich. Die Bilder zeigen, wie wir zueinander stehen, wie wir miteinander sind. Es geht um den Alltag meiner Eltern, aber auch darum, wie wir, meine Tochter und ich, uns dazu verhalten, wie wir uns darin einfinden. Ich wollte eine Geschichte schaffen, die über persönliche Befindlichkeiten hinausgeht, die vom Erwachsenwerden erzählt und vom Erwachsensein, von Nähe und Distanz in einer Familie,von Sehnsüchten, vergrabenen Ängsten, unausgesprochenen Spannungen und natürlich von der einzigartigen und komischartigen Liebe, die Eltern für ihre Kindern hegen und umgekehrt.


EXCHANGING GLANCES

Family is difficult to explain. You were born into it, and it is the first thing you come to know. Within your family you find (ideally) the security and the scope for your development to become finally yourself. You cannot choose your family nor avoid it. It is deeply plugged inside of us, sometimes deeper than we would like it to be. In the company of family you feel reminded to where you are coming from, you recall untroubled days of being a child, but you might remember also conflicts and the absence of understanding. All these memories and feelings are stored in our consciousness, some of them seem easy to grasp, some of them are buried in our sub-consciousness, nevertheless, somehow they appear always present when it comes to dealing with each other. No matter how one’s attitude towards family may be, one thing is clear: Family remains a permanent task. Family is the straightedge that one applies for oneself. Everything one does is either with or without consent of one’s family be it the parents or the siblings. How you see yourself also depends on how you perceive your family members. It is crucial how you look at them: lovingly, distantly, indulgently, disparagingly, … it determines what you might see and what you don’t.

Over a period of 5 years I have photographed my parents, my daughter and me. These photographs show how we stand towards each other, how we are with each other. They are about my parents’ every day life, and also how we – my daughter and me - relate to it, how we appear in it. I wanted to create a story that goes beyond personal sensitivities. A story that tells about becoming and being an adult, about closeness and distance in a family, about aspirations, buried anxieties, unspoken tensions, and of course about the unique and weird love that parents feel about their children and vice versa.